Warum waren die Russen so unbeliebt?
Ich habe mich immer wieder gefragt, wie es kam, dass die Amis, die uns am 14. April 19454 befreiten, letztendlich beliebter waren, ja oft zu richtigen Freunden der Bevölkerung wurden, wie das Beispiel West-Berlin zeigt als gleichzeitig die Russen, die am 2. Juli 1945 gemäß der Absprache von Jalta in Thüringen einrückten, zum verhöhnten, zum Teil gehassten Besatzer wurden. Das Wort „Russe“, das immer mehr als Schimpfwort benutzt wurde, durfte in den kommenden Jahren in der DDR eigentlich nicht mehr in den Mund genommen werden. Es bürgerte sich ein, dass von „die Freunde“, offiziell aber NUR von den Brüdern in der ehemaligen DDR gesprochen wurde.
Jörg Baberowski hat in seinem 2012 erschienen Buch „Verbrannte Erde Stalins Herrschaft der Gewalt“ eine bemerkenswerte Analyse des Sieges der Russen über die Deutschen auf Seite 403 verfasst:
„Hitlers Soldaten führten keinen Weltanschauungskrieg, sie führten vielmehr einen Krieg, dessen Dynamik sie nicht mehr entkamen. Die Nationalsozialisten hatten einen Vernichtungskrieg vom Zaum gebrochen, den sie, als sich das Kriegsglück wendete, nicht mehr unter Kontrolle bringen konnten. Nicht weil sie Überzeugungen hatten, verrohten die Soldaten, sondern weil ihnen die Bedingungen keine Wahl mehr ließen. Die Wehrmacht hatte sich über alle geltenden Konventionen hinweggesetzt und die Rote Armee zahlte es mit gleicher Münze heim, unter Bedingungen, die Technik und militärisches Können wertlos machten. Sie schränkten den Spielraum der Gewaltakteure ein, andere Lösungen als die Vernichtung des Gegners zu finden, und eben darin lag die Bedeutung, die Nationalsozialisten wie Bolschewiki dem Vernichtungskrieg beimaßen. Denn Hitler und Stalin gefiel der Vernichtungskrieg, weil in ihm Feinde nicht besiegt, sondern ausgerottet wurden und weil er ihnen die Möglichkeit gab, ihre Untaten und Verbrechen mit der Notwendigkeit des Krieges zu rechtfertigen. Auf den Vernichtungskrieg im staatsfernen Raum waren die Bauernsoldaten der Roten Armee allerdings besser vorbereitet als ihre Gegner, die auf fremden Terrain für eine Sache kämpften, die sie nichts anging. Hitler war schlecht beraten, Krieg gegen ein Regime zu führen, dem die Massengewalt zur zweiten Natur geworden war und dessen Soldaten mit dieser Gewalt umzugehen verstanden. Gegen einen solchen Gegner konnte die Wehrmacht auf Dauer nicht Sieger bleiben.“
Günther Sommermeyer‘ s letzter Regimentskommandeur Oberst Fritsche spricht in seinen Erinnerungen davon, dass „der Russe bösartig angriff“. Ich glaube die Amis haben nie „bösartig“ angegriffen. Es wird „immer“ davon berichtet, dass die Amis auf Nummer sicher gingen, bevor sie sich in extrem gefährliche Kampfsituationen begaben. Das der feige Einmarsch der Wehrmacht in das riesen Reich im Sommer 1941 vielleicht auch „bösartig“ war, auf die Idee kommt der Herr Eichlaub-Träger nicht. Es ist genau wie es Baberowski formuliert hat. Die Geister die das deutsche Militär gerufen hat, hat es auf dem Weg nach Stalingrad und erst recht danach nicht mehr beherrscht. Und folgerichtig musste es zur Niederlage kommen. Es war nur eine Frage der Zeit.
„Für Stalin und seine Generäle waren die Bauernsoldaten, die den Angreifern entgegengeworfen wurden, nichts weiter als austauschbare Nummern und Kanonenfutter. Man behandelte sie wie Leibeigene, die von inkompetenten und verschreckten Kommandeuren in das Maschinengewehrfeuer der Angreifer getrieben wurden und bei sinnlosen Sturmangriffen zu Tausenden ums Leben kamen. In Stalingrad wurden im Herbst 1942 Zehntausende von usbekischen, kirgisischen und tatarischen Soldaten bei selbstmörderischen Angriffen geopfert, die weder die Befehle der russischen Offiziere noch den Sinn des großen Sterbens verstanden.“ (ebenda S. 428)
Im 2001 erschienen Film, „Duell — Enemy at the Gates“ wird beeindruckend dargestellt, was der deutsche Landser wohl unter einem „bösartigen Angriff“ der Russen verstand sowie ein beeindruckender Beleg des oben zitierten. Der Film spielt im Herbst 1942 in Stalingrad und handelt vom Duell des Scharfschützen der Roten Armee Wassili Saizew und Major König, dem Scharfschützen der Wehrmacht.
Bemerkenswert für unser Thema sind die Anfangsszenen des Films, in denen Saizew, der sich erst zum Scharfschützen entwickeln wird, mit seinen Kameraden vom östlichen Ufer der Wolga in die umkämpfte Stadt mit Motorbooten übergesetzt wird. Saizew „muss“ ohne Gewehr in den Kampf ziehen, da nicht für jeden Kämpfer Handfeuerwaffen zur Verfügung standen. Auf die Frage, woher er ein Gewehr bekommen könnte, verwies der Politoffizier/Kommissar, der dann während der Überfahrt ununterbrochen Stalins Propagandaschriften schreiend verlas, auf die Waffen der Gefallenen. Und genauso kam es. Kurz nach der Ausschiffung (einige Boote erreichten nicht mal das westliche Ufer) hob er „sein“ Gewehr vom Schlachtfeld auf und rannte dem feindlichem Feuer entgegen. Wie groß allerdings war die Überraschung bei den Soldaten, als die Rotarmisten den sinnlosen Sturmangriff mit Flucht in die Ausgangstellung beenden wollten, schlug ihnen MG-Feuer aus einer sogenannten Sperreinheit, aufgestellt von den eigenen Leuten hinter der Kampfeinheit, hier am Ufer der Wolga, entgegen. Jeder sowjetische Soldat hatte nun die Wahl, durch eine sowjetische Kugel oder durch die der „Faschisten“ zu fallen. Die Wahl fiel in solchen Fällen fast ausnahmslos auf die deutsche Kugel. Und das war für die Deutschen das „bösartige“ daran. Wie der vielköpfige Drachen, dem aus jedem abgeschlagenen Kopf neue erwuchsen, kamen sich die Landser dort in der endlosen Weite der Kalmücken Steppe vor. Festgekrallt in Erdlöschern und in den Kellern der Häuserruinen am westlichen Steilufer der Wolga durchlebten sie in Stalingrad, was es heißt den Befehl Nr. 227 des Volkskommissars für Verteidigung der UdSSR vom 28.07.1942 live zu erleben. „In dem Augenblick, in dem Geschichte stattfindet, erleben Menschen Gegenwart.“ (Neitzel/Welzer). In den 2014 von Jochen Hellbeck veröffentlichten Buch „Die Stalingrad Protokolle“ kommen Soldaten alle Dienstränge zu Wort, die diese Verfahrensweise an der Front durch ihre Berichte bestätigen und dokumentieren (genauso hatte es Günther Sommermeyer von den Russen erzählt). Noch während der Schlacht machte sich eine Historiker Kommission nach Stalingrad auf den Weg, um Augenzeugenberichte für die Historie zu sammeln. Diese beeindruckenden Protokolle wurden „natürlich“ unter Verschluss gehalten und erst nach 2000 „freigegeben“. Diese hat Hellbeck übersetzt, recherchiert und selektiert und im o. g. Buch veröffentlicht. Es sind beeindruckende Dokumente. Ähnlich wie das Neitzel/Welzer mit dem Buch „Soldaten Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“ 2011 gelang, ein „Sittengemälde“ der deutschen Landser, die in englischer Gefangenschaft sich befanden und abgehört wurden, abzubilden, konnte Hellbeck das adäquat für die Soldaten der Roten Armee festhalten (allerdings im Unterschied zu Neitzel/Welzer nur für einen bestimmten Zeitabschnitt und einem begrenzten Ort – Stalingrad Herbst 1942 – und „nur“ Berichte, die der allgemeinen Linie entsprachen, finden sich im Buch. Darüber hinaus fehlt die sozialpsychologische Bewertung, wie das Harald Welzer im o. g. Buch in beeindruckender Weise darlegt, hier völlig). Hat man die „Verbrannte Erde Stalins Gewaltherrschaft“ von Jörg Baberowski gelesen, kann man die in „Selbstzensur“ verfassten Berichte wichten. Offensichtlich waren sie aber noch zu ehrlich, da sie ja 20 Jahre unter Verschluss gehalten wurden. Der Leser ist gut beraten, diese Berichte des Kampfgeschehens im Herbst 1942 in den Ruinen von Stalingrad kritisch unter dem Aspekt, wie Stalins Terror gewirkt hat, zu lesen.
Diese Kampfweise erklärt u. a. wohl nachhaltig, warum die Sowjetunion so viele Tote im 2. Weltkrieg beklagen musste. Die Totes Zahlen werden deshalb auch immer mal wieder nach oben korrigiert. Jetzt, 2021 wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um mehr als 27,5 Mio Toten handeln müsste. Unter Stalin wurde die Zahl bei 20 Mio Toten eingefroren. Stalin konnte kein Interesse daran haben, dass sich irgendwelche Historiker oder gar Journalisten mit diesen Zahlen befassen würden und vielleicht noch hinter das „Geheimnis“ gekommen wären:
- Zählen auch die Generäle und Offiziere mit zu den Kriegstoten, die Stalin im Juni 1941 eindringlich vor dem Angriff der Deutschen gewarnt hatten, wie der Chef der sowjetischen Luftwaffe, Pawel Rytchagow, der Stalin ins Gesicht sagte, „daß die Flugzeuge der Luftwaffe nicht einsatzbereit seien und abstürzten, weil die politische Führung die Piloten zwinge, in „Särgen“ zu fliegen.“ (s. ebenda S. 398)? Am 24.06.1941 wurde der General verhaftet, gefoltert und im Oktober 1941 als Verräter erschossen?
- Zählen auch die Heimkehrer aus deutscher Gefangenschaft mit zu den Weltkriegstoten, die nach ihrer Ankunft in der Heimat in den GULAG gesperrt wurden und jämmerlich gestorben sind? Sie galten als Vaterlandsverräter und Feiglinge. Deren Familien waren ja schon nach Osten deportiert worden, weil sie nicht mehr Teil der Gesellschaft sein durften. Diese Familien wurden per LKW oder per Waggon verschleppt und einfach irgendwo in Kasachstan bsplw. „ausgekippt“ im wahrsten Sinne des Wortes.
- Zählen die im Spätsommer täglich 400 erschossenen fahnenflüchtigen Soldaten an der Leningrader Front auch zu den Toten?
- Zählen die „fast 4.000 Angehörigen der Baltischen Flotte … des Jahres 1941“ (ebenda S. 430), die hingerichtet wurden auch in der Statistik der kämpfenden Truppe?
- Zählen die zwischen August und Oktober 1941 durch Standgerichte auf Grundlage des Befehls 227 zum Tode verurteilten mehr als 20.000 Soldaten auch zu den zu beklagenden Toten?
- Zählen die „allein während der Schlacht um Stalingrad“ mehr als „13.500 sowjetische Soldaten als Deserteure, Feiglinge oder Simulanten standrechtlich erschossen“ (ebenda S. 430) wurden auch zu den Gefallenen?
- Zählen … die Liste ist unendlich lang
Da es keine Hinweise auf die Erstellung der Erfassung der Kriegstoten der kämpfenden Truppe gibt, sind Zweifel hier wohl angebracht. Es sollte nicht verwundern, wenn die Zahl der Weltkriegstoten der ehemaligen Sowjetunion irgendwann mal „wieder“ weiter nach oben korrigiert werden, wenn die nächsten Archive geöffnet werden oder/und weitere Wahrheiten über den Terror in der Roten Armee „aufgedeckt“ werden.
In der einschlägigen Kriegsliteratur der Sowjetunion, die erst in den 60er Jahren „zugelassen“ wurde, ist kaum etwas von den Sperrabteilungen geschweige denn vom Terror zu finden. Das Stalin im Befehl Nr. 227 vom 28.07.1942 befohlen hatte „Nicht einen Schritt zurück“, wird thematisiert. Was nicht thematisiert wird, sind diese Abteilungen und vor allem nicht die Konsequenzen für jeden Einzelnen bei eventueller Gefangennahme sollten sie sich als „Feiglinge“ darstellen. „Natürlich“ gibt es Historiker, die die konsequente Handhabung der Sperrabteilungen relativieren, wie das z. Bsp. der amerikanische Professor für sowjetische Sozial- und Militärgeschichte Roger R. Reese darstellt. Belege, dass diese Abteilungen in geringer Größe mit lediglich Handfeuerwaffen ausgestattet waren, finden sich in den Berichten nicht. Im Befehl steht, dass „… gut bewaffnete Einheiten (bis 200 Mann), die unmittelbar hinter unzuverlässigen Divisionen einzusetzen sind und die Aufgabe haben … jeden Flüchtigen und Feigling zu erschießen.“!!
Fakt ist: Seitens der russischen Seite wird dieses Thema totgeschwiegen. Warum? Ja ne snaju (ich weiß es nicht).
Also halten wir uns an die Aussagen der sowjetischen Soldaten aus den Interviews und was schwarz auf weiß geschrieben wurde.
Was Augenzeugen und der kommandierende Generale Tschuikow (Oberbefehlshaber der 62. Armee) selbst berichten ist, dass er Kommandeure und Kommissare vor versammelter Mannschaft ohne Ankündigung spontan erschoss, weil diese um Befehl zum Rückzug baten (Die Stalingrad Protokolle, J. Hellbeck 2012, S. 67). Diese Gegebenheit wird auch bei Baberowski aufgeführt (ebenda S. 426): „Als der spätere Marschall Tschuikow Ende 1942 in Stalingrad eintraf, um im Auftrag Stalins die Stadt zu verteidigen und um jeden Preis zu halten, bestand seine erste Amtshandlung darin, Offiziere zu erschießen, um den Soldaten vor Augen zu führen, was geschehen würde, wenn sie sich seinen Befehlen widersetzen.“
„Stalins Terror verwandelte Millionen Menschen in seelische Krüppel, weil er sie zwang, sich in einer Ordnung des Mißtrauens und der Furcht einzurichten.“ (ebenda S. 15)
Im Film „1942: Ostfront“ von Igor Kopylov von 2019 geht es darum, das eine fast aufgeriebene Einheit der Roten Armee die Stellung halten soll bis die versprochene Verstärkung eintrifft. Langsam wird den Soldaten klar, dass sie hingehalten werden, als die Verstärkung ausbleibt. Die Verstärkung kommt nicht, statt dessen erscheint ein fanatischer Kommissar, der nur auf der Suche nach den zuvor abgeworfenen deutschen Flugblättern ist. Mit verbaler Gewalt geht er die Soldaten an, bis er „endlich“ ein Opfer gefunden hat, das unerlaubter Weise das Flugblatt gelesen hat. Dieser Soldat soll umgehend im Niemandsland durch den Kommissar erschossen werden. Da kommt der deutsche Angriff dazwischen und plötzlich ist der Delinquent und der Kommissar zwischen den Fronten. Dieser Film ist symptomatisch dafür, wie die Rote Armee mit ihren Soldaten umgegangen ist und wie die Ideologie ALLES bestimmt hat. Der Film endet in einem Gemetzel, das keinen russischen Soldaten eine Chance ließ zum Überleben. Sie wurden einfach sinnlos geopfert, von ihren Kommandeuren dem Feind als Fraß vorgeworfen. Ein bemerkenswerter Film, der ahnen lässt, warum die Sowjetunion so viele Tote zwischen 1941 und 1945 zu beklagen hat.
„Zu Anfang glaubten auch die Bauernsoldaten, die in der Roten Armee dienten, daß die Gefangenschaft dem Kampf vorzuziehen sei. … So groß war die Demoralisierung, daß sich die sowjetischen Soldaten zu Hunderttausenden in Gefangenschaft begaben. … Keine andere Armee des Zweiten Weltkrieges brachte es auf solche hohe Zahl von Deserteuren und Überläufern.“ (ebenda S. 411f) Deshalb auch der Befehl 227 vom Sommer 1942 zu Beginn der Stalingrader Schlacht.
Im Buch „Secondhand-Zeit“ von der Literaturnobelpreisträgerin Swetlane Alexijewitsch 2013 veröffentlichte Interviews, finden wir auf S. 527 das Interview von Irina Wassiljewa: „Es stimmt etwas nicht mit der Welt, in der wir leben. Wie es in einem Witz heißt: Unsere Menschen sind gut, aber unser Volk ist böse.“
Der Einzelne zählt nichts. Gerät dieser zwischen die Malsteine, hilft ihm keiner. Er wird ohne mit der Wimper zu zucken ins Feuer geschickt und sein Tod wird billigend in Kauf genommen. Reicht das noch nicht? Dann los, die nächsten vor.
Aber zitieren wir nochmal Baberowski (S. 396): „Hitlers Soldaten marschierten in einen Gewaltraum, dessen Bewohner das Grauen schon gesehen und erlebt hatten. Viele Menschen empfanden die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten als Fortsetzung einer Leidensgeschichte, die für sie schon zehn Jahre vorher begonnen hatte. So sahen es auch die stalinistischen Funktionäre, Tschekisten und Kommissare, die ihre Fähigkeiten nunmehr in den Dienst des Vernichtungskrieges stellen konnten. Immer schon hatten sie Krieg geführt, aber jetzt erst entfalteten die Praktiken des terroristischen und gewalttätigen Kampagnenstaates ihre eigentliche Wirkung. Kein System war auf den Krieg als Lebensform besser vorbereitet als Stalins Despotie. Denn sie hatte vor dem Krieg keine Rücksicht auf das Leben von Menschen genommen, und sie tat es auch nach Ausbruch des Krieges nicht.“
Es wird in diesen Berichten davon erzählt, dass ganze Einheiten zu 100% unter gegangen sind. Die letzten folgen ihren Kameraden in den Tod ohne Aussicht auf die Chance zum Überleben.
Das sollen nur ein paar Beispiele sein, die exemplarisch für den herrschenden „Geist“ innerhalb der Roten Armee aufgezählt wurden. Trotz der Drangsalierungen in allen möglichen Nuancen kämpften die Rotarmisten doch ebenso wie die anderen Soldaten mit Enthusiasmus für ihre Sache. Ob falsch, wie bei den Deutschen oder richtig, sie alle waren keine Feiglinge.
Dabei übernahmen die Mitglieder der Kommunistischen Partei der Sowjetunion eine ganz entscheidende, „vorbildhafte“ Rolle, ganz im Sinne von Väterchen Stalin. Um die ideologische Komponente in den kämpfenden Einheiten zu installieren, wurde die Verfahrensweise aus dem Bürgerkrieg übernommen: Eine militärische Einheit (mindestens vom Regiment an aufwärts) wird immer vom Kommandeur und dem Kommissar geführt. Beide müssen/sollten sich in den Entscheidungen einig sein. So wollten die „Genossen“ verhindern, dass es „Feigheit vor dem Feind“ in den Kampfabteilungen geben würde. Die zentrale Völkergruppe dabei waren die Russen. Sie gingen als Elite voran.
In den Protokollen kommt es immer wieder zu Hinweisen auf die asiatisch abstammenden Kämpfer, die nicht als vertrauenswürdig galten und die man im Auge behalten müsste. Notfalls musste nachgeholfen werden, wie oben dargelegt mit Hilfe sogenannter Sperrabteilungen.
Aber letztendlich lag es zunehmend an der Ideologie. Wenn der deutscher Landser sich manchmal fragte, was will ich denn am Don oder an der Wolga, kämpfte der Rotarmist um jeden Meter seine Rodina mat, seiner Mutter Heimat.
Diese Erfahrungen, gleichsam das negative Potential brachte jeder einzelne Kämpfer in der Roten Armee in seiner geschundenen Seele mit nach Deutschland. Das jeder einzelne seine Erfahrungen in unterschiedlichen Situationen, ob selbst am eigenen Leib oder in der Familie oder Freundeskreis erlebt, spielte dabei keine Rolle. Das entscheidende dabei war, das wohl JEDER eine stalinistisch geprägte Vita „hinter sich“ hatte. „Obendrauf“ kommt dann noch der Hass auf die „Okkupanten“, die seiner Familie oder Freunden eventuell tiefes Leid zugefügt haben.
Als die Rote Armee dann im Oktober 1944 erstmals die deutsche Reichsgrenze in Ostpreußen überschreitet, wird von den geknechteten „leibeigenen“ Soldaten die Büchse der Pandora geöffnet. Sie war angefüllt mit erlittenen Grausamkeiten, sinnlosen Befehlen, oft das reinste Himmelfahrtskommando, schlechter Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung, den ständigen Lügen der Propaganda und der bitteren Erkenntnis, dass ihr Leben nichts wert ist.
Mit diesen Erfahrungen und den Belastungen sowie im tödlichen Würge-Griff ihrer Kommandeure und Politkommissaren überschritten die Armeen Ende 1944, Anfang 1945 die deutsche Grenze endgültig. Jetzt konnte jeder einzelne der Bauernsoldaten sein erworbenes Potential der Grausamkeiten an die unbewaffnete Bevölkerung, und hier vornehmlich den Frauen gegenüber, die ihnen schutzlos ausgeliefert waren, anwenden. Dabei machten sie keinen Unterschied zwischen deutschen Frauen, befreiten KZ-Häftlingen unerheblich welcher Nation (wie in Ravensbrück) oder gar „eigenen“ Frauen, die nach Deutschland deportiert worden waren. Sie wussten was es bedeutet Grausamkeiten zu erdulden, jetzt können sie endlich auch mal grausam sein und sich so einiges von der Seele „schaffen“. Bis jetzt war man immer der Meinung, das war der Rache geschuldet. Mitnichten!
Und genau diese Einschätzung, das die Gewaltorgien der Angehörigen der Roten Armee eben keine einfache Vergeltung war, beschreibt Baberowski auf S. 437: „Nicht weil sie Rache nehmen wollten, töteten und vergewaltigten sie, sondern weil sie ihre eigene Erniedrigung überwanden, wenn sie andere ihre Macht spüren ließen. Als die Offiziere nach dem Einmarsch der Roten Armee in Polen, Ungarn und Deutschland die Schleusen für eine kurze Zeit öffneten und den Bauernsoldaten erlaubten, was sonst nur den Herren zustand, ergoß sich eine Welle der Gewalt über die eroberten Territorien.“
Mit diesem Potential, dieser „gelebten“ Spur der Gewalt ziehen die traumatisierten Soldaten der Roten Armee auf zweifelhaften Fahrzeugen in abgerissenen Uniformen Anfang Juni in Gera bzw. in ganz Thüringen ein. Die Gewalt Exzesse gegenüber den Frauen haben auf dem Weg nach Thüringen stark abgenommen, aber die Angst vor der Brutalität, der damit einhergehenden Unberechenbarkeit der Männer aus allen Ecken der großen Sowjetunion, blieb in der Bevölkerung latent vorhanden. Wie sollte zwischen diesen Soldaten, die durch die Kriegsereignisse und dem Terror der eigenen Leute über Jahre, ja Jahrzehnte hinweg geprägt und „beschädigt“ waren und der deutschen Bevölkerung, die seit Ende 1944 mittels der Propaganda auf diese Armee von „Untermenschen“ eingeschworen wurde, ein funktionierendes und belastbares Zusammenleben möglich sein?
ES WAR NICHT MÖGLICH!
Auch zu DDR-Zeiten konnte nie ein vertrautes oder gar freundschaftliches Verhältnis zwischen der Bevölkerung und den stationierten Einheiten der Roten Armee hergestellt werden. Sie waren all die vielen Jahre Besatzer, nicht mehr aber auch nicht weniger. Die einfachen Soldaten (zwischen 350.000 bis zu 500.000) wurden für die Zeit des Wehrdienstes, der 24 Monate dauerte, in ihren Kasernen „interniert“, kamen nicht in den Genuss von Ausgang oder Urlaub. Lediglich die Teilnahme an Veranstaltungen außerhalb der Kasernen in kleinen Gruppen waren möglich. Ob im Rahmen von Pioniernachmittagen oder Zusammentreffen unter der Ägide der „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“, diese waren aber eher die Ausnahme als die Regel. Trotzdem waren die Wehrpflichtigen in der DDR privilegiert, da sie u. a. mehr Sold erhielten, an der modernsten Waffentechnik ausgebildet wurden und die „schickste“ Uniform der gesamten Советская армия (Sowjetarmee; bis 1946 Rote Armee) tragen durften.
Haben aber Kontakte, wie auch immer sie zu Stande gekommen waren, auf persönlicher Ebene stattgefunden, entdeckten die Deutschen dann, dass die „Russen“ doch eigentlich ganz ok waren. Ja, das ging so weit, dass auch Liebesbeziehungen sich entwickelten, das Kinder geboren wurden, aber in der Regel keine Ehe Seitens der sowjetischen Seite zugelassen wurden (erst zum Ende der 80er Jahre kommt es zu vereinzelten Eheschließungen zwischen Soldaten/Offizieren der Roten Armee und deutschen Frauen). Der „Bräutigam“ wurde nach Bekanntwerden der „Liason“ umgehend nach Hause geschickt. Erst nach der Wende war es den Kindern möglich nach ihrem Vater, ihren Spuren im Osten zu suchen und zum größten Teil auch zu finden. Wobei die Väter in vielen Fällen bereits verstorben waren.
Wie kann so ein Volk, dass in der Menschheitsgeschichte in nie dagewesener Weise durch die eigenen Leute geschunden, gequält, erniedrigt, belogen, bestohlen, vergewaltigt, gefolterter, unterdrückt und getötet wurde, in absehbarer Zeit die Demokratie „lupenrein“ leben und tätigen. Ähnlich wie in der Weimarer Republik der Reichspräsident als ehemals kaiserlicher Generalfeldmarschall keinen Sinn für die Demokratie hatte (bei offiziellen Anlässen trug er die kaiserliche Marschall Uniform!), so hat heute der Präsident der Russischen Föderation als ehemaliger Geheimdienstoffizier nur das täuschen, betrügen und belügen und manchmal auch noch das Töten im Sinn. Wenn es sein muss, wird alles mit brutaler Gewalt durchgesetzt. Das ist die einzige Art und Weise, die in diesem Land immer zum Erfolg geführt hat.
Und das Recht ist ein Begriff, den kennen die Russen seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr, wenn überhaupt jemals.
Es müssen noch Generationen im Riesen-Reich der Russländischen Föderation heranwachsen, bis dieses Volk den europäischen Wertekanon leben kann und LEBEN DARF.