Erich im 1. Weltkrieg
Lesen wir, was Erich in seiner Chronik darüber niedergeschrieben hat:
Im Juli 1914 kam aber der große Krach in der Weltgeschichte – alle Pläne wurden über den Haufen geworfen.
DEUTSCHLAND SCHLITTERTE IN DEN ERSTEN WELTKRIEG!

zum Lustgarten hin am 31. Juli 1914
links das Mobilmachungsdekret
unten:
Auszüge aus Kaiser Wilhelms II. Ansprache
Der Krieg begann 1914 für uns Berliner am 31.7.1914 auf dem Schlossplatz mit der Ansprache des Kaisers an sein Volk. Ganz Berlin war auf den Beinen. Ich war mit meinem Kameraden inmitten der Volksbewegung.
Am 1.8.1914 „erster Mobilmachungstag“: beim Morgenapell Bekanntgabe der geheimen Mobilmachungsbefehle. Vor dem Apell begrüßte mich der Waffenmeister als einen Mitarbeiter in der Waffenmeisterei.
Der Plan bringt einschneidende Veränderungen, der Oberleutnant, der Vizefeldwebel und ein Unteroffizier verlassen uns, sie sind der Kern einer Reserve-Maschinengewehrkompanie. Auch für mich bringt er die Versetzung zur Waffenmeisterei. Unsere Kompanie erhält schon am zweiten Tag Reservisten, um so unsere Kriegsstärkesoll zu erreichen.
Nach dem Apell kam das große „Aufräumen“: alle Uniformstücke wurden auf der Kammer abgegeben, dafür empfingen wir die 1. Garnitur „feldgrau“. Diese war schon verpaßt und mit Namen versehen, als nur ein Umtausch. Nach dem Einkleiden waren wir neue Soldaten von Kopf bis Fuß. Für den Helm gab es einen feldgrauen Überzug, dazu gelbes Lederzeug sowie die im Wehrpaß eingetragene Aluminiumblechmarke für den Erkennungsdienst. Hauptarbeit war das Beladen der Fahrzeuge, Munition empfangen, die Munitionsfahrzeuge damit beladen. Wir, in der Waffenmeisterei, leisteten 16Stunden-Dienst, um MG und Fahrzeuge zu überprüfen. dazu alle blanken Waffen schärfen. Daß unser Alexander-Regiment als letztes Berlin verließ, war vorher nicht bekannt. So konnten wir nach dem tollen Tempo einige Tage für uns persönlich verbringen, für mich brauchte das den Abschied von der Verwandtschaft. Am 9.8.1914 schlug auch für uns die Stunde des Abschieds. Einen Tag vor Abmarsch erhielten wir in der Waffenmeisterei noch einen besonderen Auftrag – eine Zeichnung für ein Schutzschild für die MG-Besatzung. Dieses wurde dann in einer Berliner Maschinenfabrik aus Stahlblech ausgeschnitten und bearbeitet, dabei haben wir drei Waffenmeistergehilfen Tag und Nacht mitgearbeitet.
Zu unserem Transportzug gehörte die Regimentskapelle. Unser Hauptmann, als Transportführer, ließ in Düsseldorf einen offenen Güterwagen hinter die Lokomotive koppeln, und so erfolgte unsere Überfahrt über den Rhein mit Klängen der Musik. Der Rhein: Deutschland’s Schicksalsfluß und auch mein persönlicher!
Unser Gardekorps sammelte sich auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn vor der belgischen Grenze. Wir waren die Letzten, am anderen Tag begann der Vormarsch. Die Rheinländer unter General Ludendorff hatten bereits die Festung Lüttich erobert. Am 21. und 22.8.1914 hatten wir unsere erste Feindberührung an der Maas bei Anodais. Als Gegner auf dem belgischen Boden erwarteten uns französische Truppen. Der Übergang über die Maas erfolgte plangerecht, die Franzosen zogen sich zurück. Im Kampffeld unseres Abschnittes waren mehrere Kohlenhalden. Auf einer solchen hatte unser II. Zug Stellung bezogen, die Fahrzeuge mit der Reservemannschaft lagen hinter der Halde in Deckung. Als nach Ende des Gefechts die MG-Mannschaften zu ihren Fahrzeugen kamen, erlebten sie eine böse Überraschung. Bei den Fahrzeugen befanden sich nur noch Tote: Pferde und Soldaten. Ein Überfall der belgischen Zivilisten. Alle Toten waren mit Schrotkugeln aus Jagdgewehren erschossen worden. Der Ort wurde durchsucht, wobei eine große Menge an Jagdwaffen und Munition gefunden wurden. Alles wurde vernichtet – Schuldige aber nicht festgestellt. Augenzeugen gab es nicht. Die deutsche Führung versuchte, dieses Geschehen vor dem internationalen Gerichtshof in Haag zur Anklage zu bringen, aber die Kriegsgegner unter Führung von England waren stärker. Ich selbst bin 1916 mit weiteren Teilnehmern unseres Korps vor ausländischen Journalisten zu dieser Handlung belgischer Zivilisten verhört worden.
Der deutsche Vormarsch war eine Leistung. Helm ab vor der deutschen Infanterie: 70 Pfund (1 Pfund = 0,5 kg; d. V.), Waffen, Munition und persönliche Ausrüstung im Tornister auf dem Buckel, Marschleistung bis zu 50 km am Tage und dazu, wenn es sein mußte, noch ins Gefecht. Dieses Tempo war für meinen II. Zug ein Problem o h n e Pferde – aber wo Pferde herbekommen? Als erstes wurden aus den Kohlegruben die Halbponys vorgespannt, aber schon nach einem Tag waren diese nicht mehr einsatzfähig. Alle Pferde aus den Koppeln am Weg wurden herausgeholt, aber auch diese haben nicht durchgehalten. Erst Beutepferde der französischen Artillerie befreiten uns von diesen Sorgen.