in der Bundesrepublik

1990 - bis zu Erichs Tod 1992
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03. Oktober 1990

 

Wenn wir die Wahl zwischen Freiheit und Sozialismus haben, wis­sen wir
was wir wählen:
Wir wählen die Frei­heit.

Konrad Adenauer

seit dem 03. Oktober 1990

19. Juli 1992. Es ist ein lauer, malerischer Sonntagabend auf der Hammelburg. Erich war am Freitag als Pflegefall aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem ihm noch die Hüfte „repariert“ wurde, die er sich wenige Tage zuvor gebrochen hatte, als er des nachts die Fensterläden schließen wollte. Doof nur, dass die Läden schon seit … Jahren nicht mehr vorhanden waren.
In dieser Nacht, die jetzt schon ein paar Tage zurück liegt, gab es für mich ein Déjà-vu: Erich, wie berichtet, war offensichtlich aus dem Bett gefallen, saß zusammengekauert an der Heizung und wimmerte leise vor sich hin. Ein Häufchen Unglück.
Tante hatte mich angerufen und um Hilfe gebeten. Ich hob ihn auf, trug ihn zum Bett und legte ihn vorsichtig hin. Ich hatte das Gefühl, er war „federleicht“. 
Sofort erinnerte ich mich daran, wie ER mich als Kind von der Hammelburg 2 vor zur jetzigen Bushaltestelle zur wartenden Taxe getragen hatte. Meine Mutter wollte mit mir zum Arzt, da ich hohes Fieber hatte. Es lag viel Schnee und der Taxifahrer weigerte sich bis „hinter“ zu fahren, da nichts geräumt war.

Aber zurück zu besagtem 19. Juli. Erika bereitete an diesem Sommerabend das Abendessen für ihn vor.
Erich fragte sie: „Wann kommt der Peter zurück?“ Peter war am Samstag mit seiner Familie in den Urlaub gefahren, nachdem er durchgesetzt hatte, dass Erich nach Hause und nicht ins Pfelegeheim kam. Obwohl ein Pflegedienst kam, blieb die Pflege auch an den daheim gebliebenen „hängen“.
Sie antwortete ihm: „Vater das dauert noch, sie sind doch gerade erst gefahren.“
Daruf erwiderte er: „Das schaffe ich nicht mehr.“ 
Erika rief nur wenige Augenblicke später völlig aufgelöst bei uns an. Vater würde komische Gräusche von sich geben. Ich bin rübergerannt, und erlebte die letzten Minuten seines Lebens gerade noch mit. Er röchelte, war nicht mehr bei Bewusstsein, ein letzter Schnaufer und sein Leben ging dahin. Mit dem letzten Atemzug wollte man meinen, ging auch seine Seele davon.
Genau in diesem Augenblick betrat Heidi mit Britta Opas Zimmer. Ich war überrumpelt und schickte Britta hinaus. Das tat mir nur wenige Augenblicke später sehr leid, ich ging zu Britta und gemeinsam gingen wir zurück zum Opa, der nun friedlich eingeschlafen auf seinem letzten Lager lag.

Das notwendige Prozedere (Notarzt, um den Tod zu dokumentieren, Bestattungsunternehmen, um ihn abzuholen) lief ohne Hast ab. Wir alle waren emotional sehr aufgewühlt, nahm doch jeder auf seine Art Abschied vom Erich. Heidi hatte eine Kerze auf seinen Nachttisch gestellt, so dass wir ihn von der Veranda aus sehen konnten.
Eine letzte Rose aus seinem Garten legten wir mit in den Sarg, als er dann am späten Abend abgeholt wurde.

Noch lange saßen wir beiander. Waren wir uns doch dieser historischen Stunde bewusst.
Ein Leben hatte sich nach 96 und 3/4 Jahren vollendet – und was für EIN LEBEN!

Eingelesene Texte: Kinderjahre

aus der Chronik zitierte: Lehrjahre

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Fotos und Dokumente: Lehrjahre